Exclusivbericht von Kimberly Miller beim Ironman Emilia Romagna in Italien
Jahrgang: 1987
Lebt in: Osnabrück
Größe/Gewicht: 178cm / 68kg
Hobbies: Triathlon, Reisen, Tauchen
Hauptberuf: Polizeikommissarin
Primärer Sport: Triathlon
Meine Leidenschaft für den Sport: Als ich 2014 mit Triathlon angefangen habe, war Radfahren noch etwas vollkommen neues für mich. 2015 kaufte ich mir dann mein erstes richtiges Rennrad und mittlerweile ist das Radfahren meine Lieblingsdisziplin beim Triathlon geworden. Beim Radfahren fühle ich mich frei und es ist ein tolles Gefühl, jede Strecke mit dem Rad mit meiner eigenen Energie bewältigen zu können. Ich liebe es einfach überall mit dem Rad hinfahren zu können, ohne von einem PKW oder öffentlichen Verkehrsmitteln abhängig sein zu müssen. Mein Fahrrad bringt mich überall hin!
Meine schönsten Momente/Erlebnisse im Sport: Zu meinen schönsten Erlebnissen gehört ganz klar mein Finish beim IRONMAN Sweden 2016. Ein überwältigendes Gefühl, wenn man realisiert, was körperlich alles möglich ist. 2018 möchte ich dieses Erlebnis erneut angreifen. Ich freue mich sehr auf die kommenden Saison 2018 in der ich für das radrooTEAM starten darf und sicher viele neue sportliche Erfahrungen und Momente sammeln kann!
" Dank der Aufnahme ins radrooTEAM konnte ich meine ersten Erfahrungen im Radrennen machen
und dabei viel an Tempohärte gewinnen. "
Nach meiner 1. Langdistanzerfahrung vor zwei Jahren (Zielzeit 11:05 Std beim IRONMAN Kalmar), bei dem die Vorbereitung leider verletzungsbedingt nicht ganz optimal verlief, wollte ich es in diesem Jahr noch einmal über die Königsdisziplin des Triathlons versuchen. Die Auswahl fiel auf den Ironman Emilia Romagna in Italien, welcher 2017 sein Debüt feierte.
Auch im Triathlonsport konnte ich jedes Rennen mit einem Podiumsplatz abschließen, mit meiner Mädelsmannschaft die Landesmeisterschaft feiern und mich über Landesmeistertitel freuen.
Den Fokus auf die geplante Langdistanz verlor ich über den Sommer, die vielen Sprint- und Kurzdistanzen nahmen meine Trainingszeit ein. Doch im Juli kriegte ich dann doch noch die Kurve und konzentrierte mich wieder auf das zeitintensive und teilweise etwas zermürbende Langdistanztraining. Und urplötzlich war auch schon Raceweek!
In Italien angekommen versprach die erste Testfahrt auf einem Teil der Radstrecke bereits, dass es ein schneller Radsplit werden könnten. Da machten mir die vielen Quallen im Wasser mehr sorgen. Am Morgen des Rennens freute ich mich riesig, dass der Neo aufgrund der Quallen erlaubt war, obwohl die Wassertemperatur mit 24,8 Grad eigentlich auf ein Neoverbot hindeutete. Der Rollingstart ermöglichte ein nahezu störungsfreies Schwimmen, sodass ich ohne Massenpanik und für mich die zwei Runden mit Australian Exit schwimmen konnte. Beim Schwimmausstieg staunte ich nicht schlecht, 59:10 min, so schnell war ich noch nie unterwegs!!!
Durch die wahrscheinlich längste Wechselzone der Welt (1,3km ) ging es dann auch flott aufs Fahrrad. Die ersten Radkilometer verliefen mit leichtem Rückenwind super schnell, sodass ich bis zum ersten Anstieg bei Kilometer 40 fast einen 40 km/h Schnitt hatte. Der Anstieg überraschte mich, da anspruchsvoller als erwartet, mit bis zu 16 % Steigung. Aber glücklicherweise erstreckte sich dieser nur über wenige Kilometer bevor es dann wieder eine wunderschöne langgezogene Abfahrt runter Richtung Cervia ging. Nach einer kleinen Ehrenrunde durch den Ort ging es dann auf die zweite Runde. Ständig im Überholmodus machte ich viele Plätze gut. Auf der zweiten Runde frischer der Wind etwas auf, aber dennoch konnte ich eine super Geschwindigkeit halten, ohne mich dabei abzuschießen.
Als ich nach den 180km auf die Wechselzone zufuhr, rief mir mein Freund zu, dass ich auf Platz 1 lag. Ich freute mich riesig, obwohl dies natürlich einen enormen Druck bei mir aufbaute, die Position zu halten. Hawaii war zum greifen nah!! Zu diesem Zeitpunkt realisierte ich gar nicht, dass er nicht nur meine Altersklassenplatzierung meinte, ich war Führende unter allen Agegrouper Frauen!!!
In der Wechselzone waren kaum abgestellte Räder und alle Volunteers begrüßten mich lautstark und feuerten mich an. Als ich aus der Wechselzone lief, wurde ich von den Zuschauern angefeuert und gefeiert, als wäre ich schon auf der Zielgeraden. Meine Beine fühlten sich erstaunlich gut an, ich hatte viele lange Koppeleinheiten in den Beinen, sodass mit der Wechsel in die Laufschuhe nicht schwer fiel.
Trotzdem, getragen durch die jubelnden Zuschauer, ging ich das Tempo zu hart an. Die erste halbe Laufrunde ( ca. 5 km) hatte ich eine Pace von 4:39 min/km. Die Hitze, es waren gute 30 Grad und praller Sonnenschein, stieg mir zu Kopf und ich hatte Schwierigkeiten mich an den Verpflegungsstellen runterzukühlen. Dann endlich stand mein Freund an der Strecke, er rief mir irgendwas mit 4 Minuten Vorsprung zu und das ich Führende sei. Nach einer weiteren halben Laufrunde rief er, dass ich 15 Minuten Vorsprung in meiner Altersklasse habe. Zu diesem Zeitpunkt realisierte ich dann auch, dass ich Gesamtführende war. Er gab mir ein Zeichen, dass ich mein Tempo drosseln könne. Obwohl ich dies erst nicht so recht wollte. Auf der zweiten Laufrunde nutze ich jede Möglichkeit der Erfrischung, stopfte mir Eis in meine Kleidung und aß sogar das Eis um mich abzukühlen. Ich bekam dann die Info, dass der Abstand weiter wuchs, meine Altersklassenkonkurrentin lief bisher keinen Kilometer schneller. Jetzt hieß es Ruhe bewahren und Ressourcen schonen, ich nahm einen ordentlichen Gang raus um besser mit der Hitze klarzukommen. Und so lief und lief ich.
Auf der letzten Runde (von vier Runden) wurde es dann nochmal mental hart für mich. Die Beine wollten nicht mehr so wie ich. Jetzt hieß es Zähne zusammen beißen und bloß nicht stehen bleiben.
Mein Freund rief mir dann zu, „lauf einfach nur noch nach Hause, dann hast du es!!“ und so lief ich. Auf der letzten Runde verlor ich dann zwar die Gesamtführung, aber das war egal, der Altersklassensieg stand im Vordergrund. Und dann kam der Zieleinlauf, getragen von jubelnden Zuschauern lief ich unter dem Zielbogen her und da stand es: FINISH 09:46:50 Stunden !!!!!!!!!!!
WAHNSINN!!!! Ich konnte es nicht fassen!!! Deutlich unter 10 Stunden gefinisht und die Altersklasse gewonnen!! Eine unfassbare Leistung, die ich mir so nicht erträumt hatte!!
Später erfuhr ich dann noch, dass ich mit 04:53 Stunden (Durchschnitt 36,9km/h) die zweitbeste Radzeit aller Frauen, inkl. Profifrauen, nur 9 Minuten hinter der Gewinnerin Daniela Sämmler hatte. Und an dieser Stelle möchte ich noch erwähnen, dass ich nicht mal ein Zeitfahrrad habe, sondern mit einem Rennrad mit Aufflieger unterwegs war.
Am Folgetag war dann die Siegerehrung. Mit einer knappen halben Stunde Vorsprung durfte ich mich nun ganz offiziell über meinen Altersklassensieg und über den Slot für die Weltmeisterschaft 2019 in Kona, Hawaii freuen!
weiter zu allen radrooTEAM NEWS